Lotosblume
Nicht erreicht man Vollkommenheit durch das Tragen des Yogagewandes oder durch Gespräche über Yoga, sondern nur durch üben.

Hatha Yoga Pradipika

Hatha Yoga

Hatha bedeutet: „Sonne (ha) und Mond (tha)“, die symbolisch für die Polaritäten von männlich und weiblich, links und rechts, Himmel und Erde, Tag und Nacht, Aktivität und Ruhe, Geben und Empfangen stehen. Im Hatha Yoga sollen diese Polaritäten harmonisiert werden, damit der Geist still und klar werden kann.

Der moderne Yoga, den wir heute kennen, gründet vor allem auf dem Hatha Yoga. Hatha Yoga ist der erste Yoga-Übungsweg, der sich für den Köper interessiert. Alle früheren Wege zielten ausschliesslich auf den Geist. Wenn die Texte auf irgendeine Weise auf den Körper eingingen, dann auf eine aufrechte Körperhaltung im Zusammenhang zwischen dem Atem und dem Geist. Erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. wurde festgestellt, dass unser Körper jede unserer Erfahrungen, jedes unserer Gefühle und jeden unserer Gedanken eins zu eins widerspiegelt und ausdrückt. So wird unser Körper als unser Tempel beschrieben, der mittels der Übungspraxis gereinigt, gepflegt, genährt und gestärkt werden soll.

Blumen IndienGebetshaltung, Namaste, Anjali-Mudra
Sthirasukham asanam – die Yoga-Stellung soll gleichzeitig fest und bequem sein.Hatha Yoga Pradipika

Körperübungen

Körperübung = Asana
Bedeutung: „Haltung“ oder „richtige Hinsetzung“

Yoga-Hilfsmittel, Sitzkissen, Decke, Zimbel, Klangschale

Patañjalis Yoga Sutra* beschreibt asana damit, dass es zwei wichtige Qualitäten verkörpert:

StirhaSukha

sthira und sukha

sthira steht für Festigkeit/Stabilität und Aufmerksamkeit.
sukha meint die Fähigkeit, eine Position in Leichtigkeit angenehm entspannt zu halten.

Beide Qualitäten sollten in einem asana zugleich und gleichermassen vorhanden sein.
Das Stillhalten in einem asana soll kein Kampf und kein Zwang sein, oder schöner ausgedrückt „in einem glücklichen Raum“ geschehen. Nur so kann unser Körper Gefallen an den Haltungen finden und sich entfalten. In einem durchlässigen Körper vermag die Energie frei zu fliessen.
Damit Leichtigkeit entstehen kann, müssen wir lernen, das Üben genau zu dosieren – also nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu tun. Wir sollen bis an unsere Grenzen gehen, um uns auszudehnen, – aber nichts erzwingen. Das „Zuviel“ hat die Folge den Körper wieder zusammenzuziehen und wird uns neue Spannungen oder Schmerz verursachen.

Vielleicht werden wir ein asana, wie es uns oft in den Bildern und Zeitschriften gezeigt wird, nie so ausführen können – das ist auch nicht das Ziel. Jeder Körper hat seine eigene Geschichte und Individualität. Angeborene Strukturen, Unfälle und Alter spielen eine Rolle. So üben wir uns im Yoga auch in Akzeptanz, Geduld, geistiger Flexibilität und Offenheit.

sthira-sukha, fest/stabil-angenehm/entspannt
Yogas citta vritti nirodha – Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist.Hatha Yoga Pradipika

Atem und Geist 

Die Regungslosigkeit in der Haltung soll dem Geist helfen, ebenfalls still zu werden. Sie dient der Sammlung und Zentrierung unseres ganzen Wesens und ist das Gegenteil von dem, was wir sonst den ganzen Tag über machen: unaufhörlich geistig in Bewegung sein.

Ein zentraler Aspekt der Asana-Praxis ist der Atem. Der Atem ist die unsichtbare Brücke zwischen unserem Körper und unserem Geist und verbindet uns immer mit diesem Augenblick. Damit Atem und Körper zusammenfinden können, muss unser Geist diese Koordination von Atem und Bewegung achtsam begleiten. Unser Ein- und Ausatmen ist dabei ein bewusster und kein automatischer Vorgang, so wie es normalerweise in unserem Alltag geschieht. Damit wir auch den Inhalt eines Asanas verwirklichen können, müssen der Körper, der Atem und die Bewegungen unseres Geistes miteinander verschmelzen.
Ob uns das gelingt, zeigt uns unser Atem, indem er noch weiterhin frei und ungezwungen kommen und gehen kann. So haben wir das aktuell richtige Mass gefunden.

Aus diesen Zeilen geht hervor, dass es im Yoga weder um Leistung noch um Erfolg geht. Es ist vielmehr ein innerer Weg, der in die Stille und in die Freiheit führt.
Oder anders ausgedrückt, Yoga ist ein Erfahrungsweg, der uns lehrt die Kunst des Lebens zu meistern.

*Patanjalis Yoga Sutra: Zentraler Ursprungstext, wird als Leitfaden des Yoga bezeichnet und wurde vom grossen indischen weisen Patanjali erfasst.

Mediterender im SonnenuntergangGebetskette, MalaLicht, inneres Licht, Quelle, Wahrheit
Klangschale
Yoga-Frosch, Meditation, Licht, inneres Licht
Lotosblume, LotosOM, OM-Herz